Veranstaltung: | Landesparteitag 20./21.04.2018 |
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Tagesordnungspunkt: | 3 Anträge |
Antragsteller*in: | Luca Brunsch |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 23.03.2018, 22:55 |
A17: Gas geben! Energiewende bei Gas und Kohlenwasserstoffen
Antragstext
Die Methanemissionen bei Förderung und Transport von Erdgas sind groß. Besonders
hoch sind sie bei Frackinggas. In Schleswig-Holstein und im Bund setzen wir uns
für die folgenden Punkte ein:
- Ein ImportverbotfürFrackinggas. Das ist folgerichtig, wenn wir die
Förderung von Frackinggas in Schleswig-Holstein ablehnen und sich unsere
Bundesspitze wegen klimapolitischer Bedenken gegen North Stream 2
ausspricht.
- Eine vertrauenswürdige, umfassende Dokumentation und Reduktion
desMethanschlupfes entlang der gesamten Kette, auch für Importe. Im
Zweifelsfall ist der Lieferant zu wechseln.
- Investitionen in neue Infrastruktur zum Transport von Erdgas sollen
zusätzlich an das Kriterium gekoppelt werden, dass das Erdgas schrittweise
durch klimaneutrales Synthesegas aus Erneuerbaren Energien ersetzt wird.
Entsprechende Initiativen sind mit den Exportländern und darüber hinaus
(Konversion Desertecs zu Gas) zu initiieren. Es ist dabei unser
langfristiges Ziel, dass der Anteil klimaneutraler Kohlenwasserstoffe bis
2040 auf 100% anwächst. Wir müssen auch unsere Außenwirtschaftspolitik auf
die Energiewende ausrichten!
Damit die Erdgasproduktion auch hier durch künstlich erzeugtes, klimaneutrales
Methan aus Wasserstoff und CO2 ersetzt werden kann, wollen wir jetzt die Weichen
stellen und Schleswig-Holstein zum Silicon Valley der Power2Gas-Technologie
machen.
Um die Wasserstoffproduktion zu fördern, fordern wir vom Bund:
- Das Prinzip „Nutzen statt Abregeln“ sollte für alle Aspekte der
Sektorkopplung geöffnet werden. Das gilt insbesondere für die
Wasserstoffproduktion, auch bei darauf folgender Synthetisierung zu
klimaneutralen Kohlenwasserstoffen.
- Abgeregelter Strom sollte von allen Steuern und Abgaben befreit, aber nur
noch bei Nutzung vergütet werden.
- Speicher sollten generell höchstens einmal mit Abgaben und Steuern
belastet werden, nicht beim Beziehen und Wieder-Abgeben des gespeicherten
Stroms.
Zunächst ist der bestehende Bedarf an Wasserstoff, sowie die Möglichkeiten der
Beimischung von Wasserstoff ins Erdgas abzudecken, um den höchsten Grad an
Energieeffizienz zu erzielen. Bis diese Potenziale ausgeschöpft sind, sollten
unten stehende Maßnahmen des CCU(Carbon Capture and Usage) zwar nicht
großflächig gefördert, wohl aber in einigen Projekten in Schleswig-Holstein
vorangetrieben werden. Denn viele Effizienzpotenziale werden nicht in der
Grundlagenforschung, sondern erst in der praktischen Anwendung gehoben.
- Nutzung der CO2-Emissionen von Zementwerken für die Herstellung
künstlicher Kohlenwasserstoffe
- Kreislaufartige Nutzung des CO2 bei Verbrennung von Erdgas/ Biogas zur
Wärmeproduktion, außer bei Dunkelflaute
Mit Entrée 100 in Heide geht schon jetzt in Schleswig-Holstein ein Projekt an
den Start, bei dem die CO2-Emissionen einer Zementfabrik zur Herstellung
synthetischer Kohlenwasserstoffe genutzt werden. Selbst in das Kerosinnetz
Hamburgs soll von dort aus eingespeist werden. Sollte es möglich sein,
flächensparsame und klimaschonende Verfahren zur Biomasseproduktion zu
etablieren, kann die CCU-Nutzung aus Biomasse erhöht werden. Innovation in
diesem Bereich wollen wir unterstützen.
Direct Air Capture (Absaugen von CO2 aus der Luft), hat zurzeit einen zu großen
Energieaufwand. Hohe Investitionen in diesem Bereich werden bereits getätigt.
Hier werden wir, vorbehaltlich neuer Informationen, zunächst abwarten.
Bei einer Energieversorgung Deutschlands mit 100% erneuerbaren Energien sind die
Potentiale zur klimaneutralen Gewinnung von CO2 nach jetzigem Stand zu knapp, um
den Bedarf zu decken. Deshalb wollen wir eine Diskussion darüber führen, auf
welche Bereiche sich der Einsatz von Erdgas künftig konzentrieren sollte.
Begründung
Erfolgt mündlich.
Quellen:
Howarth, Robert: A bridge to nowhere: methane emissions and the
greenhouse gas footprint of natural gas. http://www.eeb.cornell.edu/howarth/publications/Howarth_2014_ESE_methane_emissio-ns.pdf → Emissionen von Erdgas in den USA; Abbildung zu finden auf Seite 2.
https://www.tagesspiegel.de/wissen/fragwuerdiger-klimavorteil-von-erdgas-gasfoerderung-setzt-unerwartet-viel-methan-frei/8655628.html → riesige Kluft zwischen Bilanz und Messung des Methanschlupfes eines Frackinggasfeldes
Öko-Institut: Prüfung der klimapolitischen Konsistenz und der Kosten von Methanisie-rungsstrategien. https://www.oeko.de/oekodoc/2005/2014-021-de.pdf → Probleme des Methanisierungsverfahrens; CO2-Knappheit
Kommentare
Ulrike Täck:
Auch wenn es ein paar gute Punkte darin gibt.
Begründungen:
- Es werden drei Technologien mit einander vermischt.
- Die Handlungsempfehlung ist nicht klar. Soll das in eine Bundesratsinitiative münden? An wen richtet sich der Antrag?
- Das Thema Erdgas ist europäisch, sogar global zu denken und zu regeln
- Ein „Lieferantenwechsel“ auf Basis neuer Spielregeln so wie vorgeschlagen ist wirtschaftlich und politisch nicht möglich, denn es gelten internationale Verträge.
- Auch „Initiativen“ mit Exportländern dürften sich vor dem Hintergrund bestehender langfristiger Verträge als nicht zielführend erweisen.
- Hier wird Steuerrecht und internationales Vertragsrecht tangiert. Dieses bedarf einer nachhaltigeren Auseinandersetzung.
- Teilweise sehe ich technische Einschränkungen in der Machbarkeit desses, was gefordert wird. z.B. Einspeisung H2 ins Kerosinnetz. Andere Ideen sind noch im Versuchsstadium und somit für das Vorhaben dieses Antrags nicht ausgereift.
- Die Quellenangaben sind wissenschaftlich ungenügend.
Die LAG Energie unterstützt den Antrag mehrheitlich nicht.